5. Pubertät - Schlüssel für die Zukunft

Das Bewusstsein erwacht

 

Unser Gehirn hat zwischen ca. 3 - 12 Jahren das größte Potenzial, zu lernen. Wir haben die größte Anzahl an Gehirnzellen und Nervenverbindungen (Synapsen), nämlich doppelt so viele wie ein Erwachsener..

 

Mit Beginn der Pubertät, ab ca. 12 - 13 Jahren beginnt unser Gehirn, sich zu konsolidieren. Nur, was verwendet wird, wird erhalten und gestärkt. Alle Verbindungen, die nicht verwendet werden, werden jetzt rückgebaut. Unser Körper versucht, Energie zu sparen.

 

Die größte Veränderung erlebt jetzt unser vorderes Gehirn, unser Präfrontalkortex. Dieser wird jetzt quasi "angeschlossen". Damit erwacht zunehmend unser Ich-Bewusstsein. Wir entwickeln unsere Persönlichkeit, unsere Identität. Mit jeder Erfahrung prägt sich unsere Persönlichkeit aus und festigt sich.

 

Dieser Prozess ist sehr wichtig für unsere spätere Persönlichkeit als Erwachsene. Wir grenzen uns in dieser Phase vom Elternsystem ab, wollen neue Erfahrungen machen und entwickeln unsere eigenen Werte und Vorstellungen. In dieser Zeit entwickeln wir auch unseren "inneren Erwachsenen" (als Gegenstück zum inneren Kind).

 

Um zu verstehen, was in dieser Zeit passiert, werfen wir einen Blick auf die Funktionen des Präfrontalkortex: 

 

Bewusstsein und Identität

Der Präfrontalkortex ist mit die jüngste Errungenschaft unseres Gehirns. Er wird erst mit Beginn der Pubertät moduliert, d.h. in seiner Funktion entwickelt. In ihm werden Fähigkeiten wie Planen, Analysieren, Abschätzen von Konsequenzen und moralische Einstellungen (vor allem in der rechten Hälfte) verarbeitet. In der linken Hälfte liegt unser Wohlfühlen, unser Abgleich mit bekannten Gefühlen und die Affektkontrolle.

 

Auch die Fähigkeit zu Konzentration liegt hier. Je besser die Versorgung mit Sauerstoff und je öfter wir in die Aufmerksamkeit und Beobachtung gehen, desto besser kann er sich entwickeln. Drogen, Alkohol und zu wenig Bewegung reduzieren die Aktivität. 

 

Die Entwicklung und Ausprägung ist von Mensch zu Mensch sehr verschieden und kann bis zum 21. - 25. Lebensjahr andauern. Erst dann haben wir quasi unsere erwachsene Persönlichkeit ausgebildet.

 

Die Aktivität des Präfrontalkortex bedingt das Maß unserer Bewusstheit. Je mehr aktive und verschiedene Erfahrungen wir in dieser Zeit machen, desto besser kann er sich ausbilden. Je mehr Aufgaben wir lösen, umso besser wird unsere Lösungsfähigkeit und Resilienz. Was wir in dieser Zeit als Grundlage legen wird uns unser ganzes Leben als hervorragendes Werkzeug zur Verfügung stehen.

  

Warum Pubertät so anstrengend ist

Die Pubertät ist geprägt von dieser Entwicklung, in der sich die Wahrnehmung der Umwelt völlig verändert. Dinge und Menschen werden nicht mehr einfach als gegeben hingenommen, sondern analysiert und hinterfragt. Die eigene Persönlichkeit entwickelt sich.

 

Das Familiensystem mit seinen Werten und Regeln wird nun als eng empfunden. Neues wird ausprobiert. Man fühlt sich "überlegen", weil man Dinge durschaut, Die vorher übergroßen Eltern, die alles wissen und können werden relativiert.

 

"Pubertät ist, wenn die Eltern peinlich werden."

 

Der Prozess ist für alle Beteiligten häufig anstrengend. Die Jugendlichen wechseln zwischen klarer logischer Ansicht, Hinterfragen und Widerstand hin und her, um dann im nächsten Moment doch wieder emotionale Nähe zu holen. Eine Achterbahn der Gefühle und des Verstandes.

 

Um so wichtiger ist es, diesen Prozess mit allen Schwierigkeiten durchlaufen zu dürfen. Jetzt lernen wir, dass es andere Ansichten gibt, dass es verschiedene Bedürfnisse gibt, wir andere Bedürfnisse haben dürfen und wie wir Konflikte darüber austragen und regeln können. 

 

Sich von den Eltern abzugrenzen und ihre Werte und Regeln zu hinterfragen gehört zu diesem Prozess dazu, um die eigene Persönlichkeit mit einem gesunden Selbstwert entwickeln zu können. Sich in dieser Zeit nicht zu streiten und anderer Meinung als die Eltern zu sein, nicht zu lernen, wie ich meine Meinung sage, fehlt später. Jugendliche brauchen die Abgrenzung von den Eltern. Alles andere ist für die Entwicklung eines gesunden, starken ICH hinderlich.

 

 

Was kann die Entwicklung behindern? 

Wenig Bewegung und der Konsum von Alkohol und Drogen in dieser Zeit haben eine negative Auswirkung auf den Präfrontalkortex. Studien zeigen, dass selbst geringer Konsum eine gute Entwicklung behindern kann und höherer, regelmäßiger Konsum in dieser Phase der Gehirnentwicklung sogar Gehirnmasse im Präfrontalkortex abbauen kann. In Gehirnscans sind regelrecht Löcher im Präfrontalkortex sichtbar.

Die Folgen können gravierend sein, geringe Konzentrationsfähigkeit bis hin zu mangelnder Analysefähigkeit und geringer Motivation, nicht Abschätzen können der Konsequenzen des eigenen Tuns, im schlimmsten Fall die Unfähigkeit, sein Leben selbstständig auf die Reihe zu bekommen.

 

Wie können Eltern unterstützen? 

 

Auch wenn diese Zeit anstrengend ist, sie stärkt das Selbstbewusstsein und bereitet auf das Leben als Erwachsener vor. Ein gesunder Selbstwert, für sich einstehen zu können, die eigenen Bedürfnisse wahrnehmen und formulieren zu können und auch einen Konflikt aushalten zu können, sind unendlich wertvolle Eigenschaften, die uns durch unser gesamtes Leben tragen.

 

Eltern unterstützen am besten, indem sie in dieser Zeit Eltern sind, bereit mit Auseinandersetzungen umzugehen, auszuhalten und das Kind loszulassen. Und damit den Jugendlichen den Raum geben, um sich zu starken, selbstbewussten Erwachsenen zu entwickeln.

 

Eltern sind Eltern. Freunde suchen sich Jugendliche außerhalb der Familie. Das ist ein wichtiger Schritt zur Entwicklung der eigenen Persönlichkeit. Wenn sie ihren eigenen Kreis und ihre eigene Persönlichkeit gefunden haben, verändert sich auch die Beziehung zu den Eltern wieder. 

 

Die Herausforderung für Eltern ist oft, die eigenen Sehnsüchte und Wünsche, die auf die Kinder projiziert wurden nun für sich selbst zu lösen. Und auch das ein oder andere Thema aus der eigenen Vergangenheit aufzuarbeiten. Den eigenen gesunden inneren Erwachsenen zu entwickeln.

 

 

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Fortsetzung folgt ...

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Was sind Deine Erfahrungen? Wie waren Deine "wilden" Jahre? Was hat Dich geprägt und zu dem Menschen gemacht, der Du heute bist?

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